Alle Kinder feiern Feste – Chanukka

Eine Geschichte aus dem Buch ‚Kinderwelten – ein jüdisches Lesebuch‘

Als Jael nach Hause lief, wurde es langsam dunkel. Es hatte wieder zu schneien begonnen, ganz zart. „Macht nichts!“ dachte sie. „Schippen wir morgen eben weiter.“ Den ganzen Morgen hatte es geschneit und um die Mittagszeit sah die Straße wie gepudert aus. Nur ein paar Spuren zogen sich durch das pulverige Weiß.

Es war Sonntag und ziemlich kalt draußen. Da gingen nicht viele Menschen auf die Straße. Jael hatte gewartet bis nach dem Mittagessen und war dann gleich zu ihrer Freundin Anja gelaufen.

Eigentlich hatten sie zusammen Geschenke basteln wollen, aber dann bekamen sie so eine Lust, draußen zu spielen, daß sie ihren Plan vergaßen und im Schnee rannten und schlidderten und sich mit Schneebällen bewarfen, bis all der schöne Schnee ganz zertrampelt und zerstoben war.

Aus dem Rest bauten sie noch einen kleinen Schneemann vor Anjas Haustür. Dann holten sie die großen Schneeschaufeln und schippten die Straße frei, vier Häuserzeilen entlang, von Anjas bis zu Jaels Elternhaus.

„Wollt ihr nicht reinkommen? Ihr seht ja schon ganz durchgefroren aus!“ fragte Jaels Mutter. Sie stand fröstelnd in der geöffneten Haustür und lachte die beiden Mädchen an, die sich auf dem Gehweg mit den schweren

Schaufeln abplagten und ganz rote Nasen und Wangen hatten. „Ich möchte nach Hause“ antwortete Anja. „Heute ist 2. Advent, da ist es so gemütlich. Darf JaeI mit Tee trinken?“

Jaels Mutter zögerte einen Moment. Dann nickte sie. „Komm‘ aber nicht zu spät nach Hause!“ rief sie, warf ihrer Tochter eine Kusshand zu und zog sich dann frierend ins Haus zurück. Es war wirklich sehr gemütlich, als die Kinder mit Anjas Eltern und ihrer älteren Schwester Katja um den Esstisch saßen.

Der Tee wärmte von innen. Sie knabberten selbstgebackene Plätzchen und starrten schläfrig in das Kerzenlicht. Auf dem Tisch lag ein Kranz aus Tannengrün, auf dem eine Kerze steckte. Anjas Mutter hatte sie angezündet. Jael dachte daran, daß bald Chanukkah sein würde. Dann würden sie zuhause auch Kerzen anzünden, acht Tage lang – jeden Tag eine Kerze mehr.

Jael durfte immer die Brachah sagen. Danach sangen sie Ma’os Zur. „Bis dahin muss ich die vierte Strophe noch üben!“ dachte sie. „Die vergesse ich immer. – Ob ich wohl die Schlittschuhe geschenkt bekomme?“

Da fiel ihr ein, warum Anja und sie sich eigentlich verabredet hatten. Ach ja, die Geschenke! Sie wollten doch Kerzen färben, um sie zu verschenken.

Anjas Mutter bestand darauf, dass Katja ihnen helfen sollte. „Allein kommt nicht in Frage! Da könnt ihr euch verbrühen!“ bestimmte sie.
– Mütter! Immerhin waren beide schon acht Jahre alt!

Aber dann war es doch gut, dass Katja dabei war. Die Dosen mit dem flüssigen Wachs blubberten im kochenden Wasserbad und viel schneller, als sie gedacht hatten, waren die Kerzen bunt.

„Sieben Stück brauche ich.“ sagte Anja. „Die kriegt meine Omi zu Weihnachten. Sie hat auf der Fensterbank so ein kleines Holzbäumchen aus Schweden stehen. Da gehören genau sieben Kerzen drauf.“

„Meine bekommt Papa für seine Chanukkia. Ich habe neun Kerzen gefärbt: eine für jeden Tag und eine für den Schamasch. Das ist der kleine Anzünder vorne dran“, fügte Jael hinzu, als sie Anjas verständnislosen Blick sah.

„Ach ja!“ Anja war im letzten Jahr an einem Chanukka Abend bei Jael gewesen und erinnerte sich an den kleinen Halter, den man vom Kerzenständer lösen konnte, um die anderen Kerzen anzuzünden.

„Nächsten Mittwoch fängt es an. Magst du wieder einen Abend zu uns kommen?“ lud Jael ihre Freundin ein. Und ob Anja mochte! Sie selbst musste ja noch drei Wochen bis Weihnachten warten.
„Meinst du, du darfst Weihnachten mal vorbeikommen und unseren Baum ansehen?“ fragte sie zurück. „Ich weiß nicht!“ sagte Jael. „Da muss ich erstmal fragen.“

Sie packte ihre Kerzen ein und machte sich auf den Heimweg.

Jael freut sich schon sehr auf Chanukka.
Male alles auf, was du an Chanukka gern hast.
Hast du auch schon Geschenke vorbereitet wie Jael?
Findest du Geschenke zu Chanukka wichtig?