Biblische Zeiten

Wann und wo fanden eigentlich die Geschichten der Tora statt?

Genau sagen kann man dies natürlich nicht. Schon gar nicht über die göttliche Erschaffung der Erde und des Menschen. Auch über die Zeit lange nach der sogenannten Genesis gibt es nur wenige historische Quellen, sondern eher vereinzelte Geschichten und religiöse Beschreibungen. Mit der ‚Geschichte des jüdischen Krieges‘ des Historikers Josefus Flafius von ca. 75 n.u.Z., gab es schließlich eine erste Chronik über das Zeitgeschehen.

Die Geschichte der Tora ist die Geschichte der Juden, eine Geschichte der Entstehung der Welt, der Menschheit. Haben sie sich genau so zugetragen? Oder haben sie sich durch die mündliche Weitergabe ein wenig verfälscht, wie bei dem Spiel „Stille Post“? Oder sind sie etwa nur ein Märchen, das für Millionen Menschen wichtig wurde? Das wissen wir nicht. Unser Glaube, unsere Religion geben diesen Geschichten auf jeden Fall einen wichtigen Platz in unserem kulturellen Erbe. Und deswegen ist es sehr wichtig, diese Geschichten auch zu kennen.

Hier sollen euch eine Zeittafel und Karten zeigen, wo und wann sich die biblischen Zeiten abgespielt haben könnten. Wir haben die wichtigsten Geschichten für Euch zusammengefasst, denn so geläufig sie über Jahrhunderte vielen Menschen waren, so schwindet auch die Kenntnis über sie in Zeiten, in denen viele Religionen beieinander leben und Religion für die meisten Menschen weniger wichtig wird.

Zeitliche Übersicht wichtiger Ereignisse des Judentums

v.u.Z. (Abkürzung für vor unserer Zeitrechnung, die sich nach der Geburt von Jesus richtet)
n.u.Z. (Abkürzung für nach unserer Zeitrechnung, also nach dem Jahr 0)

Biblische Zeiten

3760 v.u.Z. – Erschaffung der Erde

In sechs Tagen erschafft Gott die Welt, am siebten Tag, am Schabbat, ruht er.

2003 v.u.Z. – Noach

Auf einer Arche rettet Noach von jeder Tierart zwei vor der Sintflut.

1820 v.u.Z. – Abrahams Versuchung

Abraham soll Isaak, seinen einzigen Sohn, opfern.

1835 v.u.Z. – Sodom und Gomorrha

Zwei sündige Städte werden zerstört.

1650 v.u.Z. – Jakob

hat 12 Söhne, welche die Stammesväter Israels werden, also des jüdischen Volkes.

1600 v.u.Z. – Josef

einer der Söhne Jakobs, wird von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft.

1270 v.u.Z. – Auszug aus Ägypten und Bund am Sinai

Moses führt die Juden aus Ägypten heraus. Er schließt für sein Volk den Bund mit Gott und erhält die zehn Gebote am Berg Sinai. Diese gelten fortan, transportiert in der Bundeslade, als wichtiges Heiligtum. → Pessach

1208 v.u.Z. – Der Stamm Israel

wird erstmals namentlich erwähnt.

1200 v.u.Z. – Richter

Das Land ist besiedelt, dessen Bestehen muss nun verteidigt werden.

1050 v.u.Z. – Philister

ein Volk, das sich in der Küstenregion ansiedelte und gegen das es sich zu verteidigen galt.

1029 v.u.Z. – Saul

ist der erster König, der alle israelitischen Stämme eint.

1000 v.u.Z. – David

erobert Jerusalem und bringt die Bundeslade dorthin.

961 v.u.Z. – Salomon

ist Sohn Davids und erbaut den ersten Tempel in Jerusalem, genannt der salomonische Tempel.

900 v.u.Z. – Israel und Judäa

werden nach einer langen, friedlichen Zeit in zwei verschiedene Reiche getrennt.

586 v.u.Z. – Der erste Tempel

wird von Nebukadnezar II zerstört. Viele Juden gehen in das babylonische Exil.

538 v.u.Z. – Rückkehr

zahlreicher Juden aus dem babylonischen Exil. Der zweite Tempel wird auf den Ruinen des salomonischen Tempels errichtet.

515 v.u.Z. – Einweihung des zweiten Tempels

Die Bauphase ist unter dem Perserkönig Serubbabel.

445 v.u.Z. – Esra

ist im babylonischen Exil, später in Jerusalem zentral für jüdisches Recht.

180 v.u.Z. – Königin Esther

rettet die persischen Juden vor der geplanten Ermordung durch Haman. ->Purim

167 v.u.Z. – Makkabäer Aufstand

Unter Juda Makkabi wird der Tempel zurückgewonnen und gesäubert. ->Channukah

37 v.u.Z. – Herodes der Große

regiert in Judäa unter römischer Hoheit. Er setzte viele große Bauprojekte um, z.B. die Festung Masada.

30 v.u.Z. – Hillel

ein wichtiger Gelehrter des Sanhedrin, ein großer Beeinflusser der Mischna

70 n.u.Z. – Zerstörung des zweiten Tempels

durch römische Truppen

73 n.u.Z. – Masada

Josephus Flavius berichtet über die Belagerungsgeschichte. Die Festung wird von den Römern belagert und die Juden, die sich dort verteidigen, entscheiden sich, lieber in Freiheit zu sterben, als sich zu unterwerfen. Sie begehen gemeinsam Selbstmord.

132 n.u.Z. – Bar-Kochba Aufstand

Unter Simon bar Kochba geführter Krieg, der zur Zerstreuung des jüdischen Volkes in die Diaspora führt. Viele sterben, werden in die Sklaverei verschleppt oder siedeln sich im Norden, um Galiläa, an.

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Einzelne Geschichten der Tora kurz erzählt:

Von Rahel (11 Jahre)

Tohuwabohu

Am Anfang war es wild und durcheinander (hebräisch: tohu waBohu)

Gott sprach „es werde Licht“ und so hatte er Tag und Nacht erschaffen. Am zweiten Tag erschuf Gott Himmel und Erde, am dritten Tag Land und Meer und die Pflanzen. Am vierten Tag erschuf Gott die Sterne und den Mond am Nachthimmel und die strahlende Sonne des Tages. Am fünften Tag kamen die Vögel und Fische hinzu. Am sechsten Tag erschuf Gott noch die Landtiere und den Menschen, Mann und Frau, nach seinem Ebenbild. Er sagte zu Mensch und Tier „Seid fruchtbar und mehret euch“. Er gab ihnen die Früchte und das Wasser der Erde zu essen und trinken. Und er sagte dem Mensch, er solle über die Tiere wachen. Am siebten Tag schließlich war sein Werk vollendet und Gott ruhte sich von all dem aus, was er erschaffen hatte.

Noach

Gott war böse auf die Menschen, weil sie sich immer stritten und gegen seine Vorstellung handelten. Also hat er eine Sintflut hinauf beschworen, um alle zu ertränken. Gott warnte Noah als einzigen und so baute er ein Schiff, eine Arche. Außer Noah und seiner Familie waren da von jeder Tierart zwei: eins männlich und eins weiblich. Als die Sintflut kam, stachen sie in See. 14 Tage lang fuhren sie. Dann schickte Noah eine Taube, um nach Land zu suchen. Als sie mit einem Ölzweig zurück kam, wussten sie, dass es wieder Land geben musste. Die Sintflut war vorbei.

Arche Noahs. Zeichnung von E.M. Lilien, 1914

Abrahams Söhne

Sarah und Abraham bekamen Isaak als Sohn. Sarah war sehr dankbar, dass sie in ihrem hohen Alter noch ein Kind bekam. Sie beschnitten ihn am achten Tage nach der Geburt.

Eines Tages sah Sarah, wie Ismael, der Sohn ihrer Magd Hara, etwas Böses anstellte. Zornig rannte sie zu Abraham und sagte „Schmeiß diese Magd mit ihrem Sohn raus! Ihr Sohn hat etwas Böses angestellt.“ Abraham war sehr unglücklich, denn Ismael war doch auch sein Sohn. Aber Gott sprach zu ihm „Mache alles, was Sarah sagt!“ So schickte er die Magd und ihren Sohn fort in die Wüste Beer Sheba. Am Morgen gab Abraham den beiden einen Krug mit Wasser und ein Brot. Als sie in der Wüste waren und alles Wasser ausgetrunken und das Brot gegessen war, weinte Ismael, weil er dachte, dass er sterben müsste. Haga, seine Mutter wollte nicht mit ansehen, wie er stirbt und drehte sich weg. Sie schluchzte und schluchzte. Plötzlich sprach Gott zu ihr: „Was ist denn?“ „Mein Sohn wird verdursten und ich will es nicht mit ansehen.“ „Öffne Deine Augen.“ sagte Gott. Vor ihr stand ein Brunnen mit glasklarem kalten Wasser. Sie ging zum Brunnen, füllte ihren Krug mit Wasser und brachte es ihrem Sohn Ismael. Sie waren beide glücklich. Ismael wurde glücklich und sie lebten in der Wüste und wenn sie nicht gestorben sind, könnt ihr sie ja mal besuchen kommen.

Als wichtige Prüfung aber, die Gott für Abraham hatte, sagte dieser, Abraham solle seinen und Sarahs Sohn Isaak opfern. Kurz bevor Abraham seinen Sohn opfern wollte, sagte Gott „Du hast bewiesen, dass ich Dir mehr bedeute, als alle anderen, opfere Deinen Sohn nicht.“ Abraham war überglücklich. Er opferte seinen Sohn nicht, sondern eine Hirschkuh, die sich in einem Gebüsch verfangen hatte.

Josef kommt nach Ägypten

Josefs Brüder waren neidisch auf ihn, weil sein Vater Jakob ihn bevorzugte. Eines Tages, als Jakob alle seine Söhne bis auf Josef zum Schafe Hüten schickte, bat er Josef nach seinen Brüdern zu sehen, ob es ihnen und den Tieren gut ginge. Als er ankam, wollten ihn die Brüder töten. Doch Ruben sagte: „Werft ihn lieber in eine Grube, weit weg, und vergießt kein Blut.“ Also warfen ihn die Brüder in einen leeren Brunnen ohne Wasser, der tief hinunter ging. Josef hatte kein Essen und kein Trinken. Als die Brüder eine Karawane sahen, sagte der erste Bruder: „Was ist, wenn wir ihn doch lieber als Sklaven verkaufen?“ Alle waren dafür. So verkauften sie ihn nach Ägypten.

Die Bruder zogen ihm aber zuerst seinen Rock aus, töteten ein Tier und tunkten des Rock in das Blut des Tieres. Zuhause zeigten sie dem Vater den Rock mit dem Blut. Sie sagten, sie hätten dies gefunden. Der Vater weinte bitterlich und ließ sich nicht trösten.

In Ägypten wurde Josef an einen Hofbeamten der Leibwache des Pharao verkauft. Er arbeitet sich hoch und rettet die Ägypter vor einer Hungersnot. Als seine Brüder zufällig nach Ägypten kommen, um nach Getreide zu bitten, erkannten sie Josef nicht. Als Benjamin, der jüngste, sich für seine Brüder opfern will, gibt sich Josef zu erkennen. Alle weinten und Jakob und die Brüder werden nach Ägypten geholt und führten ein gutes Leben.

Auszug aus Ägypten

Der böse Pharao wollte die Israeliten nicht gehen lassen, sondern sie lieber als Sklaven behalten. Zehn Plagen ließ Gott auf die Ägypter prasseln. Moses flehte den Pharao an, sein Volk endlich gehen zu lassen. (Let my people go!) Der Pharao sagte neun Mal: „Geh, und komme nicht mehr zurück. Es wird ihnen gut gehen. Ich werde sie gehen lassen!“ aber er tat es nicht. Beim zehnten Mal sagte er „Nimm Dein Volk und verschwinde!“ Moses führte das Volk zum Meer. Das Meer teilte sich und Moses und alle anderen Juden gingen durch das Meer. Der Pharao bereute es in der Zwischenzeit, dass er sie gehen ließ und wollte ihnen mit seiner ganzen Armee nachreiten. Als die Armee und der Pharao im Wasser waren, legte es sich wieder und der Pharao und alle sind gestorben. Ende für die Armee und den Pharao.

Als die Juden an einem Platz in der Wüste rasteten und dort bleiben wollten, hatten sie kein Brot mehr. Moses sprach zu Gott: „Lieber Gott, was sollen wir denn nun essen?“ Also brachte Gott jeden Tag sehr, sehr, sehr, sehr viel Brot vom Himmel runter. Nach einem Tag war es immer verschimmelt, nur Freitags nicht, da reichte es auch noch für den Samstag, den Schabbat. Eines Tages sagten die Juden zu Moses „Moses, wie haben nur Brot, aber wie sollen wir ohne Fleisch leben? Bitte Gott, uns Fleisch zu geben!“ Also rief Moses Gott an: „Die Leute wollen Fleisch.“ Gott sagte: „Ich lass dir morgen so viel Fleisch regnen, dass es für einen Monat reicht.“ Am nächsten Tag regnete es so viel Fleisch, dass es für einen Monat reichte.

Eines Tages ging Moses auf den Berg Sinai, denn Gott hatte ihn zu sich gerufen. Er meinte: „In drei Tagen komme ich zu Dir. Sperre den Berg ab, denn jeder der den Berg berührt, wird sterben! Alle sollen ihre Kleider waschen und das Schönste anziehen, was sie haben. Denn in drei Tagen komme ich euch besuchen!“ Am dritten Tag kam er auf den Berg und sagte „Ich gebe dir die ZEHN GEBOTE. Du wirst:

  1. …Gott als Deinen Befreier aus Ägypten anerkennen,
  2. …nur an mich als Gott glauben und dir nicht vorstellen, wie ich aussehe,
  3. …meinen Namen ehren,
  4. …am Schabbat ruhen und ihn feiern,
  5. …deine Eltern ehren,
  6. …nicht morden,
  7. …nicht die Ehe brechen,
  8. …nicht stehlen,
  9. …nichts Falsches über andere sagen und
  10. … bitte niemanden beneiden.

Moses hämmerte das auf eine Tafel. Danach ging er runter vom Berg und sah, dass seine Leute ein goldenes Kalb erschaffen hatten und es feierten. Er zerbrach das Götzenbild und schimpfte: „Ihr habt gesündigt!“ Dann ging er zu Gott und sagte es ihm. Er sagte auch, dass, wenn Gott sie bestrafen wolle, er ihn, Moses, von der Liste der Lebenden streichen solle. Die Strafe für das jüdische Volk, war, 40 Jahre in der Wüste zu bleiben. Moses sollte darüber hinaus das heilige Land nie persönlichen sehen.

(weitere folgen)

Weiter lesen:

Erzähl es deinen Kindern. Die Torah in fünf Bänden: Band 1-5, Ariella Verlag; Auflage: 1 (8. April 2014)
Meine kleine Tora (Comic): Ahron Falk, morascha Verlag
Die Nacht leuchtet wie der Tag. Bibel für junge Leute, Verlag Moritz Dieserweg, Frankfurt am Main 1994.