Pessach ist das Fest der Freiheit! Wir begehen es, um uns daran zu erinnern, dass wir einst Sklaven waren in Ägypten und Gott uns von dort in die Freiheit geführt hat. Es ist ein Fest, bei dem es viel zu erzählen gibt, viel zu fragen, viel zu diskutieren. Und das passiert am Seder Abend.
Aber halt, bevor es losgeht, gibt es so einiges zu tun!
An Pessach essen wir kein gesäuertes Brot, kein „Chametz“. Zuhause wird vor dem Fest daher alles sehr gründlich geputzt, so dass kein Krümel Brot, Kekse oder Nudeln, kein Chametz mehr zu finden ist. Ein guter Anlass für einen ausführlichen Frühjahrsputz!
Am Vorabend von Pessach versammeln wir uns für den Seder Abend. „Seder“ bedeutet Ordnung, und tatsächlich hat dieser Abend einen genau vorgeschriebenen Ablauf, den wir in der Pessach Haggadah lesen. Der Seder hat einen Leiter oder eine Leiterin, der durch den Abend führt und alle Gäste in die Lesung einbindet.
Am Seder Abend werden vier Gläser Wein getrunken, für die Kinder gibt es Traubensaft, ganz bestimmte Speisen gegessen und die Geschichte vom Auszug aus Ägypten gelesen. In der Mitte der Festtafel steht der Seder-Teller, auf den wir diese sechs Symbole legen:
Sroa – ein (Hühner- oder Lamm)Knochen, er erinnert an die Opfer, die im Tempel dargebracht wurden, und symbolisiert die starke Hand Gottes
Maror – ein Bitterkraut wie Meerrettich, das an die bittere Zeit in Ägypten erinnert
Karpas – eine Erdfrucht, wie zum Beispiel Radieschen, das auch ein wenig scharf ist. Karpas erinnert an die harte Sklavenarbeit in Ägypten
Chaseret – auch ein Kraut, ähnlich dem Maror, man kann zum Beispiel Lauch dafür nehmen
Bejza – ein Ei, das für den Kreislauf des Lebens steht
Charosset – eine leckere Mischung aus geriebenen Äpfeln, Dattelmus und Nüssen, das an den Mörtel erinnert, mit dem die Sklaven die Pyramiden bauten
Außerdem gibt es auf der Seder-Tafel Mazzen, dünnes ungesäuertes Brot, ein wenig wie Knäckebrot. Als Mosche die Juden aus Ägypten führte, war keine Zeit darauf zu warten, dass der Teig für die Brote säuert. Und so essen wir an Pessach dieses ungesäuerte Brot.
Am Seder Abend wird die ganze Geschichte vom Auszug aus Ägypten gelesen. Sie berichtet von der harten Knechtschaft der Juden in Ägypten. Von Mosche (Moses), dem Gott in einem brennenden Dornbusch erschienen war und der die Juden aus Ägypten herausführen sollte und in das gelobte Land geleiten. Von dem bösen Pharao, der seine jüdischen Knechte nicht ziehen lassen wollte. Von den zehn Plagen, die Gott ihm sandte, von denen die letzte die schrecklichste war, der Tod aller Erstgeborenen. Zuvor hatte Gott die Juden angewiesen, ihre Häuser zu markieren, so dass der Todesbote an ihnen vorüber geht (passach – vorübergehen, daher kommt der Name von Pessach). Schließlich ließ Pharao die Juden ziehen, die sich eilig auf den Weg machten. Und tatsächlich schickte Pharao seine Armee hinterher, da er seine Entscheidung bereute. Aber Gott half den Juden erneut und teilte das Meer, durch das sie angeführt von Mosche queren konnten, und ließ das Wasser über den Ägyptern wieder zusammenbrechen.
Kinder haben während des Seders einige sehr wichtige Aufgaben. Der oder die Jüngste am Tisch stellt die „vier Fragen„, die die Essenz von Pessach berühren: „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?“
Ma nischtana haLajla hase mikol haLejlot?
Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
Schebechol haLejlot anu ochlin chamez umazzah, haLajlah haseh kulo mazzah.
In allen andern Nächten essen wir Gesäuertes und Ungesäuertes, in dieser Nacht nur Ungesäuertes.
Schebechol haLejlot anu ochlin sche’ar jerakot, haLajlah haseh kulo maror.
In allen andern Nächten essen wir alle Arten von Gemüse, in dieser Nacht nur Bitterkraut.
Schebechol haLejlot ejn anu matbilin afilu pam achat, haLajlah haseh schetej peamim.
In allen andern Nächten tunken wir nicht ein, auch nicht ein einziges Mal, in dieser Nacht zwei Mal.
Schebechol haLejlot anu ochlin bejn joschwin uwejn mesubin, haLajlah haseh kulanu mesubin.
In allen andern Nächten essen wir sitzend oder angelehnt, in dieser Nacht alle angelehnt.
Kinder dürfen außerdem nach der Mahlzeit das Afikoman suchen, ein kleines Stück Mazzah, das die Erwachsenen versteckt haben. Wer es findet, darf ein kleines Geschenk einfordern.
Nach dem Segensspruch über das Essen beim Seder wird noch ein weiterer Becher Wein gefüllt. Er ist für den Propheten Elijahu, ein Vorbote des Messias, bestimmt. Eines der Kinder öffnet dann die Haustür, um ihn, symbolisch, einzulassen.
Die Bedeutung von Pessach
Pessach ist das Fest der Freiheit. Es zeigt uns aber auch die Verpflichtung, die mit dieser Freiheit einhergeht. Es ist die Verpflichtung ein verantwortungsvolles Leben zu führen, die Möglichkeiten, die uns das Leben in Freiheit bietet, richtig zu nutzen.
Wir erzählen die Geschichte, damit sich jeder fühlt als wäre er selbst in Ägypten gewesen. Der Seder Abend ist ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Identität. Wir erinnern uns, woher wir kamen und wir geben diese Erinnerung an die nächsten Generationen weiter.
Am Ende des Pessachfestes wünschen wir uns:
BeSchana haBaa beJeruschalajm! Im nächsten Jahr in Jerusalem!
Pessach dauert sieben Tage lang. Die Tage dazwischen sind sog. Halbfeiertage, wie an Sukkot. Die ganzen Pessachtage über wird kein Chametz gegessen, also kein Brot, keine Nudeln, Kekse und alles was aus Mehl hergestellt ist. Aber keine Sorge, man kann auch eine Woche ohne Nudeln leben, leckere Kekse ohne Mehl backen und mit Schokoaufstrich hat noch jede Mazzah gut geschmeckt. Und die erste Semmel schmeckt danach dann ganz besonders gut!