Grundlagen des Judentums

Zu den Grundsätzen des jüdischen Glaubens gehört der Glaube an die Existenz Gottes, an seine Einheit, seine Unkörperlichkeit, seine Ewigkeit und die Pflicht, nur ihn allein zu verehren. Ein weiterer Grundsatz ist die Göttlichkeit der Tora, also der Glaube, dass die Tora von Gott gegeben wurde. Jüdinnen und Juden glauben außerdem an das Kommen des Messias und die Auferstehung der Toten.

Im Mittelpunkt der jüdischen Religion stehen Tora und Talmud. Ein sehr großer Teil des praktischen religiösen Lebens findet im Rahmen der Familie statt.

DIE TORA

Die Tora ist das Kernstück des Glaubens im Judentum. Sie besteht aus dem ersten Teil, den ersten fünf Büchern der Bibel, die auf hebräisch „Tanach“ heißt.

Das hebräische Wort Tora heißt auf deutsch „Lehre“, „Lehre, wie man leben soll“. Die Tora lehrt Grundsätze, Verhalten, Moral und Benehmen für alle Aspekte des Lebens und darum ist es wichtig, die Tora zu kennen und zu studieren.

Die Tora, so glaubt das Judentum, wurde am Berg Sinai an Moses übergeben. Sie ist die niedergeschriebene Überlieferung Gottes. Daneben gibt es auch die sog. mündliche Überlieferung, die erst später aufgeschrieben wurde und im Talmud zusammengefasst ist. Im Talmud sind die Erklärungen und Auslegungen der Überlieferung zu finden.

Die Tora ist in viele Abschnitte geteilt. Jede Woche wird ein Abschnitt in der Synagoge gelesen. Im Laufe des Jahres liest man so die ganze Tora. An Neujahr fängt man wieder von vorne an. Die Tora hat so viele Bedeutungen und Geheimnisse, dass man sie das ganze Leben lang lesen und lernen kann.

Die Tora in der Synagoge ist auf ein großes Pergament geschrieben, das aufgewickelt und gut verpackt im „Aron haKodesch“, im heiligen Schrank, aufbewahrt wird. Zur Lesung holt man sie dann heraus und wickelt sie auf, so wie Du auf dem Foto siehst.

Eine Tora-Rolle in der Synagoge, Foto: Mourad Ben Abdallah / Wikimedia Commons

Du kennst die einzelnen Bücher der Tora vielleicht unter den (griechischen) Namen Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium.

Wir bezeichnen sie als

Bereschit
Bereschit heißt „im Anfang“, „im Anfang schuf Gott“. Das ist das erste Wort in der Tora. So sieht es auf hebräisch aus:

Schemot
Schemot heißt „Namen“.
So sieht das auf hebräisch aus:

WajiKra
WajiKra heißt „und es rief“ und sieht so auf hebräisch aus:

Bamidbar
Bamidbar heißt „in der Wüste“. Auf hebräisch sieht es so aus:

Dewarim
Dewarim sind die „Worte“ und so sieht das auf hebräisch aus:

 

Wie aber kann alles, was man wissen muss, in der Tora, in nur fünf Büchern, stehen?

Bitte lies diesen Text von Rabbi Kushner, der erklärt, warum die Tora alles Wissen enthält, das man im Leben benötigt und auch warum man die Tora immer wieder lesen muss, um sie zu verstehen: PaRDeS: Ein Garten köstlicher Worte

Gebote und Verbote

Das hebräische Wort „Tora“ bedeutet, wie schon gesagt, „Lehre“ oder auch „Anweisung“. Tatsächlich gibt es in der Tora sehr viele Anweisungen für alle Bereiche des alltäglichen Lebens. Insgesamt gibt es 613 Gebote in der Tora, davon sind 248 positive Gebote und 365 Verbote. Ihre Aufgabe ist, den Menschen vom Bösen fernzuhalten und ihn auf den rechten Weg zu führen.

Nicht alle Gebote müssen oder können von jedem Einzelnen ständig erfüllt werden. Es gibt Gebote, die heute nicht mehr von Bedeutung sind, wie etwa jene, die den Tempel in Jerusalem betreffen, den es seit 2000 Jahren nicht mehr gibt. Andere Gebote sind nur für bestimmte Situationen wichtig, zum Beispiel wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will.

Aber es sind immer noch sehr viele Gebote, die gläubige Jüdinnen und Juden im Alltag beachten. Nicht alle Gebote kann man sofort verstehen. Natürlich gibt es viele, die ganz klar sind, zum Beispiel das Verbot von Mord oder Raub. Andere Gebote sind schwieriger nachzuvollziehen, wie zum Beispiel die Gebote, die das Essen betreffen. Es steht in unserer eigenen Wahl, diese Gebote zu befolgen.

Unsere Wahl

Grundsätzlich besteht im Judentum die Überzeugung, dass wir immer die Wahl haben, denn wir haben einen freien Willen. In jedem von uns Menschen gibt es einen guten und einen bösen Trieb, wir müssen uns nur entscheiden.

Das Judentum ist eine Religion, die das eigene Denken, das Diskutieren über die Gebote, die eigene Wahl anregt und immer wieder hinterfragt.

Und so ist es auch kein Wunder, dass sich im Laufe der Zeit verschiedene Richtungen ausgebildet haben, die die Religion unterschiedlich auslegen und leben.