Im Judentum gibt es unterschiedliche Richtungen und Strömungen. Man unterscheidet das orthodoxe Judentum, das konservative und das liberale Judentum. Sie unterscheiden sich nicht im Glauben, sondern ausschließlich in der Einhaltung der rituellen Gebote.
Das orthodoxe Judentum
„Orthodox“ bedeutet „streng gläubig“. Das orthodoxe Judentum befolgt alle Gesetze und Gebote der jüdischen Religionsvorschriften strikt. Das heißt zum Beispiel, dass orthodoxe Juden am Schabbat nicht Auto fahren, sie schalten kein Licht an und essen streng koscher, also den Speisevorschriften entsprechend. In der Synagoge sitzen Männer und Frauen getrennt. Orthodoxe Juden erkennt man oft an ihrer Kleidung.
Männer tragen einen schwarzen Anzug mit Hut oder einen Kaftan. Frauen verbergen ihre Haare und haben lange Ärmel und lange Röcke an. Männer tragen unter dem Hut stets auch eine Kippa und lassen ihre Schläfenlocken lang wachsen.
Das liberale Judentum oder Reform-Judentum oder progressives Judentum
Das liberale Judentum, oder auch progressives Judentum genannt, versteht sich als „Reform“, also als eine „Neugestaltung“ oder auch „Verbesserung des Bestehenden“. Die im 19. Jahrhundert entstandene Reformrichtung im Judentum hat viele rein rituelle Gebote der modernen Zeit angepasst. Liberale Jüdinnen und Juden betätigen am Schabbat den Lichtschalter und fahren Auto. Es gibt keine Kleidervorschriften und in der Synagoge sitzen Frauen und Männer nicht getrennt, sondern gemeinsam. Überhaupt sind Frauen den Männern ganz gleichgestellt und können zum Beispiel Rabbinerin werden. Der Gottesdienst wird nicht mehr ausschließlich in Hebräisch, sondern teilweise auch in der Landessprache, also zum Beispiel in Deutsch, gehalten. Das Reformjudentum entstand übrigens in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts.
Konservatives oder Masorati Judentum
Dann gibt es noch eine Strömung, die in Amerika „konservativ“ heißt und in Deutschland und Israel als „masorati“ bezeichnet wird. „Masorati“ bedeutet „traditionell“. Das Masorati-Judentum steht in der Mitte zwischen orthodoxem und Reformjudentum. Konservative Jüdinnen und Juden sehen genau wie Reformjuden die Notwendigkeit, die Religion der modernen Zeit anzupassen, finden aber, dass das Reformjudentum zu weit gegangen ist und sich von der Tradition zu weit entfernt hat. Auch im konservativen Judentum gibt es weibliche Rabbinerinnen.