Besuch von Tante Rivka

Von Ramona Ambs

Wer wie Lea viele Tanten hat, der hat auch mindestens eine Lieblingstante. Bei Lea ist das die Tante Rivka. Tante Rivka ist die Schwester von Leas Papa und die beiden mögen sich nicht besonders. Das heißt, eigentlich mögen sie sich schon, sagt Leas Papa, und dass sie sich nur deshalb so oft zanken, weil sie sich eben so sehr mögen.

Lea versteht das nicht. Sie mag Tante Rivka auch sehr gerne und zankt sich nie mit ihr!!! Diese Woche ist Tante Rivka da. Morgens mag Lea gar nicht in die Schule gehen und mittags, wenn die Schule aus ist, beeilt sie sich ganz schnell nach Hause zu kommen. Tante Rivka nimmt sich immer viel Zeit für Lea. Heute wollen sie in den Stadtpark zum Bootfahren.

Der Himmel strahlt blau und nur ab und an verirrt sich ein kleiner, weißer Wolkenbausch darauf. Tante Rivka mietet das rote Ruderboot mit der Nummer 7, das Lea am besten gefällt. Beim Einsteigen hilft ihnen der Mann vom Bootsverleih , doch als sie schließlich losrudern, fühlen sich die Beiden wie echte wahre Seefahrer. Tante Rivka hat kräftige Arme und so sind sie bald mitten im See. Lea singt aus voller Kehle und jubelt und wackelt so sehr, dass das Boot anfängt mitzuwackeln. Erst findet Tante Rivka das lustig, doch als dann plötzlich von der linken Seite Wasser ins Boot schwappt, ermahnt sie Lea: „Psst, Du musst vorsichtiger sein, sonst kentern wir noch!“

Und Tante Rivka versucht das Boot wieder ruhig zu bekommen. Als es wieder still auf dem Wasser liegt, müssen sie schon zurück. Langsam rudert Tante Rivka wieder an den Steg. Der Bootsverleihmann hilft wieder beim aussteigen. Die rote Sieben wird von anderen Leuten bestiegen. Lea schaut dem Boot noch nach, bevor sie sich umdreht und mit Tante Rivka um den See spaziert. „Was für ein Glück“, sagt Lea, „dass wir nicht gekentert sind. Sonst wären wir ganz nass geworden und Papa hätte mit uns bestimmt sehr geschimpft!“

Tante Rivka grinst zu Lea rüber. Lea grinst zurück und da – passiert es. Lea achtet nicht auf den Weg und tapst mit einem Bein direkt in den See. Der Schuh, der Strumpf, das halbe Hosenbein ist nass. Lea guckt erschreckt zu Tante Rivka. „Oi-weh,Oi-weh, schnell, schnell, da raus!“ ruft sie und zieht Lea an der Hand zu sich auf den Weg. „Jetzt müssen wir schnell nachhause. Du mußt etwas anderes anziehen, damit Du Dich nicht erkältest!“ Sie fassen sich bei den Händen und rennen zum Ausgang und von dort über die Straße rechts, bis sie endlich zuhause sind. Mama nimmt Lea mit ins Bad und zieht sie um.

Papa schimpft mit Tante Rivka, weil sie nicht richtig aufgepasst hat. Lea ärgert sich über Papa, weil er so ungerecht mit Tante Rivka schimpft. Sie stürmt aus dem Badezimmer und stellt sich vor den Papa: „Du darfst nicht so mit der Tante schimpfen, sie kann nämlich nix dafür wenn ich in den See stapfe und außerdem musst Du ihr sogar dankbar sein, weil sie mich nämlich vorm Kentern gerettet hat und eigentlich verdient die Tante Rivka einen Orden und keine Schimpfe!“ Lea stampft auf, so wütend ist sie.

Papa schaut zu Tante Rivka, aber die legt nur den Kopf schief. Plötzlich lachen beide und umarmen sich. Lea versteht nicht warum, aber sie ist froh, dass kein Streit mehr ist. Sie kuschelt sich zu Tante Rivka aufs Sofa, denn bei ihr ist es immer schön warm.