Lea und Anna wollen Zwillinge sein

Von Ramona Ambs

Lea und Anna wollen Zwillinge seinWer wie Lea nicht gerne alleine ist, der wünscht sich viele Geschwister. Aber Lea hat keine Geschwister. Lea hat aber eine beste Freundin: Anna. Und mit der kann man genauso spielen, wie mit einer Schwester.

Heute spielen die beiden Legoburg bauen. Anna baut die Vorderseite mit vielen bunten Türmchen und Lea baut die Hinterseite mit vielen Geheimgängen. Als sie fertig gebaut haben, nehmen sie die Legofiguren und spielen Ritter und Prinzessin. Zwei Ritterfiguren sehen gleich aus und das bringt Lea auf eine Idee! „Du,“ sagt sie, „das sind Zwillingsritter. Die sehen gleich aus und können am besten kämpfen und helfen sich gegenseitig! Hast Du nicht Lust, dass wir auch Zwillinge sind?“ Anna strahlt: „Gute Idee. Aber dann müssen wir uns auch gleich anziehen und so.“

Lea und Anna gehen zu Leas Mama. „Wir brauchen den Verkleidekoffer!“ rufen sie, „Wir werden jetzt nämlich Zwillinge!“ Mama grinst nur und holt ihnen den Koffer vom Schrank. „Na dann müsst Ihr Euch aber Mühe geben. Ihr seht Euch nämlich gar nicht ähnlich!“ „Sehn wir uns doch!“ sagt Lea beleidigt, aber sie weiß, dass Mama eigentlich recht hat. Sie hat dunkle Locken und Anna hat lange rotblonde Haare, außerdem ist Anna ziemlich dünn, aber dafür sind sie ungefähr gleich groß, und vielleicht, wenn man die Haare in Zöpfe verwandelt, dann sieht man sich ja doch ein bisschen ähnlich.

Anna und Lea fangen gleich an. Sie ziehen beide die großen roten Hemden aus dem Koffer an und kämmen sich die gleiche Frisur. Dann ziehen sie beide grüne Stumpfhosen an, obwohl das ganz doof aussieht, aber von den anderen Farben, hat Lea immer nur eine Strumpfhose. Nur grün hat sie zweimal. Und als sie endlich fertig sind, stellen sie sich vor den Spiegel. Die beiden sind mit dem Ergebnis zufrieden. „Komm los, wir gehen auf den Spielplatz und gucken, ob die anderen uns als Zwillinge erkennen!“ sagt Anna und schon sausen sie los.

Auf dem Spielplatz sind viele Kinder. Jannis und Gülay kommen gleich angelaufen und grinsen: „Wie seht Ihr denn aus?“ fragen sie. „Wie Zwillinge!“ antwortet Lea. Aber Gülay und Jannis lachen nur: „Ne, ne, Ihr seht nicht wie Zwillinge aus, sondern doof!“ feixen sie und bleiben einfach stehen. Da streckt Lea ihnen die Zunge raus und nimmt Anna bei der Hand und zieht sie mit zu den Bänken, wo teilweise Eltern sitzen. „Komm, wir fragen die, ob wir wie Zwillinge aussehen!“ Und sie stellen sich vor die Leute und fragen, wie sie aussehen. Alle sagen „lustig“ oder „komisch“, aber keiner sagt, sie sähen aus wie Zwillinge.

Erst die ganz alte Oma auf der hinteren Bank, die mit ihrem Enkelkind da sitzt sagt: „Oha, ihr wollt wohl Zwillinge sein!“ Lea strahlt und nickt. Doch die Oma sagt: „Das ist gar nicht so schön, ein Zwilling zu sein! Ich habe nämlich eine Zwillingsschwester, die lebt heute in Grünstadt, aber als wir klein waren, wollten wir nie Zwillinge sein. Immer haben uns die Leute verwechselt, nur weil wir so ähnlich ausgesehen haben, dabei sind wir ganz unterschiedlich! Seid froh, dass ihr so unterschiedlich seid, da kann man Euch nie verwechseln! Jede ist einzigartig und das sieht man!“

Lea und Anna denken nach. Dann gehen sie nachhause und ziehen sich wieder um. Eigentlich ist es doch ganz gut, dass sie keine Zwillinge sind. So ist jede etwas ganz Besonderes!