Lea und die blaue Feder

Von Ramona Ambs

Wer wie Lea Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann, der hilft anderen, wenn sie ungerecht behandelt werden. So auch Meral. Meral ist neu in die Klasse gekommen und Kai, der sowieso immer zu allen gemein ist, ärgert Meral jeden Tag. Gestern hat er zu Meral gesagt sie stinkt, wie alle Türken und dann hat Meral geweint und Lea und Anna haben versucht sie zu trösten.

Am Abend hat Lea Mama erzählt, was passiert ist und dann hat die Mama gesagt, dass sie es ganz wichtig findet sich gegenseitig zu helfen und dass sie vielleicht mal mit der Lehrerin spricht wegen Kai und dass man unbedingt auch mit den Eltern vom Kai sprechen muss. Und dann ist der Papa dazugekommen und hat gesagt, dass er es wichtig findet, dass Lea anderen hilft, weil die Juden auch schon oft auf die Hilfe anderer angewiesen waren und weil es überhaupt eine Mizwa ist zu helfen. Das findet Lea auch.

Und heute morgen hat Lea eine richtig gute Idee! Sie ist schon ganz früh auf dem Schulhof und wartet ungeduldig auf Anna. Endlich kommt sie. Lea stürmt auf sie zu: „Du ich hab eine Idee! Wir könnten doch mit Meral zusammen einen Geheimclub gründen! Einen Club, wo sich alle gegenseitig helfen und bei Angriffen verteidigen. Dann traut sich der Kai nicht mehr, einen von uns zu ärgern, weil wir ja dann viel mehr sind als er!“ Anna findet die Idee super und als sie Meral davon erzählen, freut die sich auch. „Treffpunkt heut Mittag um drei beim Sandkasten zwecks Besprechung!“ sagt Lea wichtig, als sich die drei nach Schulschluss verabschieden.

Um drei Uhr am Sandkasten treffen sie sich wieder und gründen den Geheimclub „Blaue Feder“. Den Namen hat sich Anna ausgedacht und sie hat auch für Lea und Meral eine blaue Feder dabei, die sich dann jede ins Haar steckt. Jede bekommt einen Geheimnamen und sie schwören sich ewige Treue. Dann machen sie ihre erste Aktion. Zu dritt gehen sie zu dem Haus, wo Kai wohnt und wollen ihn zwingen sich bei Meral zu entschuldigen.

Als sie ankommen sehen sie Kai mit einem anderen Jungen Fußball spielen. Sie bauen sich vor ihm auf und sagen ihm was sie wollen. Doch Kai sagt gar nichts. Anna sagt: „Wir gehen nicht eher wieder weg, als bis Du Dich entschuldigst!“, und Lea fügt hinzu: „Und wenn Du Dich nicht bald entschuldigst, fang ich an zu singen.“ Leas Papa hatte nämlich mal gesagt, als Lea ganz laut gesungen hatte, dass er alles täte, wenn sie nur aufhören würde zu singen. Doch Kai sagt immer noch nichts. Alle sind ganz still. Dann sagt Lea: „Nun sag schon, dass es Dir leid tut. Die Meral stinkt überhaupt nicht. Und andere Türken stinken auch nicht. Und wenn doch, dann bestimmt nicht deshalb, weil sie Türken sind!“

Kai überlegt einen Moment. Dann sagt er: „O.k., ich entschuldige mich, aber nur, wenn Ihr jetzt sofort abhaut, ich will nämlich weiter spielen!“ Lea lacht: „Na also! Geht doch!“ Und dann fassen sich die drei Mädchen bei den Händen und gehen zurück zum Spielplatz. Dort denkt sich Lea, wie gut, dass das alles ohne singen ging, ich glaub in der Aufregung wäre mir gar kein Lied eingefallen!