Leas moderne Kunst

Von Ramona Ambs

Leas moderne KunstWer wie Lea gerne malt, der mag in der Schule am liebsten den Kunstunterricht. Da darf man nämlich malen, so viel man will und bekommt sogar noch gute Noten dafür! Außerdem hat Lea eine Kunstlehrerin, die sehr nett ist. Sie heißt Frau Gollinger, hat rote Haare und ein buntes Gesicht, weil sie das mit sehr viel Schminke anmalt.

Als Lea heute zum Kunstunterricht kommt, sitzen die meisten anderen Schüler schon in den Bänken. Auch Frau Gollinger sitzt schon vorne am Pult und blättert in einem Buch. Es läutet gerade, als sich Lea setzt. Frau Gollinger begrüßt die Kinder und sagt dann, dass sie eine Geschichte vorlesen wird. Darin geht es um einen kleinen Jungen in Schweden, der erzählt, wie sie Santa-Luzia-Fest feiern, mit den Mädchen in langen Kleidern und den Lichtkränzen auf dem Kopf. Als die Geschichte zu Ende ist, sagt die Frau Gollinger, dass nun jeder Schüler ein Fest malen soll, wie er es erlebt hat. Alle holen ihre Farbkästen hervor und füllen die Gläser mit Wasser. Sie decken die Tische mit Zeitungspapier ab und fangen an zu malen.

Lea schielt nach links zu Meral. Die malt gerade einen runden Tisch mit vielen Speisen und fängt gerade an einige Menschen dazu zu malen. „Was ist das für ein Fest?“ fragt Lea. Rabi-ul-Awwal’der Geburtstag des Propheten. Da kommt bei uns immer die ganze Familie zusammen und es ist so fröhlich!“ flüstert Meral zurück. Lea nickt und schielt jetzt nach rechts zu Anna.

„Aha, Weihnachten!“ sagt sie, denn Anna malt eine große grüne Tanne aufs Papier. Anna nickt. Lea überlegt kurz. Dann taucht sie den Pinsel ins Wasser. Dann malt sie die Synagoge. Die Bima in der Mitte und vorne den geöffneten Toraschrank. Sie malt die Männer, die mit der Tora durch die Synagoge tanzen. An den Rändern malt sie die Menora mit den Kerzen, die die Synagoge in ein schönes goldenes Licht tauchen.

Meral stupst sie von der Seite: „Was malst Du denn für ein Fest?“. „Simchat Tora, das ist das Fest der Gesetzesfreude. Da fangen wir an, die Tora wieder von vorne zu lesen. Erst tanzen die Männer mit der Tora im Kreis und am Schluss tanzen wir Kinder hinterher und die Leute schmeißen uns Bonbons zu und andere Süßigkeiten!“ Meral staunt: „Also ein Fest, wo man uns Süßigkeiten zuwirft haben wir nicht!“. Jetzt guckt auch Anna rüber: „Oh, Dein Bild ist aber schön!“. Lea nickt: „Hmm‘ mir gefällt es auch!“.

Und alle drei beugen sich wieder über ihre Bilder und malen weiter. Am Ende der Stunde werden die Bilder kurz an die Wand gehängt. Die allermeisten sind Weihnachtsbilder. Es gibt nur noch zwei Osterbilder, das Tischbild von Meral, ein Tempelbild von Kan und eben das Bild von Lea. Die Schüler stehen dicht gedrängt vor den Bildern. Frau Gollinger lobt: „Ihr habt alle sehr schön gemalt! Bei Franks Tannenbaum sind die Kerzen schon sehr naturgetreu, schaut mal alle hin, oder guckt bei Lea‘ die hat durch die vielen Goldtöne eine ganz festliche Stimmung aufs Papier gebracht!“. Lea wird ganz rot. Sie ist noch nie vor der ganzen Klasse gelobt worden, aber dann freut sie sich.

Zuhause zeigt sie Mama das Bild. Die findet es auch wunderschön und hängt es sogar in der Küche auf. „Damit ich mich jetzt schon auf Simchat Tora freuen kann!“sagt Mama. Und Lea nickt, ja, sie freut sich auch schon darauf!