Leas Purimpanne

Von Ramona Ambs

Wer sich wie Lea gerne verkleidet, der freut sich auf Purim. Dieses Jahr freut sich Lea ganz besonders, denn sie darf zum ersten Mal beim Purimspiel, das die Kindergruppe der Synagogengemeinde an Purim aufführt, mitspielen.

Erst hatte sie ja gehofft, dass sie die Esther spielen dürfte, aber dann hat sie beim Üben immer wieder statt „Achaschwerosch“ nur „Achschiwusch“ gesagt, weil ihr der Name zu kompliziert war, und dann hat die Nurit, die das einstudiert hat, gesagt, dass Lea noch ein Jahr warten muss und dass Jael die Esther spielen soll, weil die das im letzten Jahr schon so schön gekonnt hat.

Erst war Lea ein bißchen enttäuscht, aber dann hat sie die Rolle der Kammerzofe bekommen und die ist immerhin am zweitschönsten verkleidet und darf genauso oft auf die Bühne wie Esther. Die Proben haben viel Spaß gemacht und nun endlich ist es soweit: Die Eltern sitzen mit vielen anderen Leuten aus der Gemeinde im Gemeindesaal und warten, dass der Vorhang aufgezogen wird.

Jetzt gibt Nurit das Zeichen und der Vorhang geht auf. Aaron steht auf der rechten Seite von der Bühne und liest die Geschichte vor. Dabei laufen Jael und Lea, also Esther und ihre Kammerzofe, in ihren schönen Gewändern über die Bühne. Danach kommen Amir und David, die König und Haman spielen, von der anderen Seite rüber gelaufen. Und schließlich kommt auch die dicke Ruth auf die Bühne, die mit einem braunen Bart beklebt den Mordechai spielen darf. Aaron liest wieder ein Stück und dann schleicht Haman nach vorne und flüstert seinen bösen Plan ins Publikum, aber direkt hinter ihm steht Ruth, also Mordechai, der dann zu Esther hastet und sie um Hilfe bittet.

Lea kennt die Geschichte in und auswendig, aber jetzt, wo sie im Hintergrund auf der Bühne steht, wird alles viel lebendiger. Endlich kommt die für Lea wichtigste Szene. Sie darf mit Esther ganz nach vorne kommen und den König Achschiwusch bewirten. Sie geht also mit einem Silbertablett, auf dem Kunstobst liegt, ganz dicht hinter Esther her. Zu dicht, denn plötzlich steht ihr Fuß- ohjeh- ganz aus Versehen auf Esthers langer Schleppe. Die Schleppe rutscht gleich mitsamt dem Kleid herunter, so dass Jael in Strumpfhose und Hemd auf der Bühne steht und alle anfangen zu lachen.

Vor Schreck fällt Lea das Tablett aus der Hand. Jael guckt sie erst böse an, aber dann rafft sie ihr Kostüm und zieht es fix über den Kopf. Lea reagiert ganz schnell, sie sammelt die Früchte ein und legt sie wieder auf ihr Tablett. Dann spielen sie weiter als wäre nichts passiert. Nur Lea hat einen ganz roten, heißen Kopf. Während Aaron weiter liest, flüstert sie zu Jael: „Das tut mir sehr leid, entschuldige bitte, sowas peinliches…,“, aber Jael flüstert zurück: „Macht nix. Vor vier Jahren, als ich hier die Kammerzofe gespielt habe, ist mir genau das gleiche passiert. Die blöde Schleppe ist einfach zu lang!“. Da fühlt sich Lea ganz erleichtert. Und als dann endlich die letzte Szene gespielt ist, klatschen alle im Saal und rufen: „Gelobt sei Mordechai, verflucht sei Haman!“