Jiddisch

Jiddisch ist die Sprache der Juden aus Mittel- und Osteuropa. Sie hat sich aus dem mittelalterlichen Deutsch entwickelt. Als die Juden später nach Polen und Rußland zogen und dort siedelten, nahmen sie ihre Sprache mit und behielten sie bei.

Ältestes erhaltenes schriftliches Zeugnis eines ganzen Satzes auf Jiddisch aus Worms, 1272

Etwa 15 Prozent der jiddischen Wörter stammen aus dem Hebräischen, aber der Grundbestand, etwa 70 Prozent, kommt aus dem Deutschen. Später kamen noch viele Wörter aus dem Polnischen, Russischen und anderen osteuropäischen Sprachen dazu.

Das Westjiddische wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum bis in die Niederlande und nach Oberitalien gesprochen. Das Ostjiddische wurde in Osteuropa gesprochen. Die osteuropäischen Juden haben das Jiddisch durch die großen Auswanderungswellen auch nach Amerika gebracht. In Israel sprechen viele der ultraorthodoxen Juden Jiddisch, da sie das Hebräische nicht für den Alltag, sondern nur für Gebete, also Gespräche mit Gott, nutzen möchten.

Jiddisch ist zwar nicht Hebräisch, wird aber mit hebräischen Buchstaben geschrieben und auch von rechts nach links.

Und wie hört sich diese Sprache denn nun an? Kann man denn dann etwas verstehen, wenn sich die Sprache aus dem mittelalterlichen Deutsch entwickelt hat?

Hör einfach selbst:

Verstehst Du es? Wahrscheinlich kannst Du zumindest einen Teil davon verstehen. Aber lass Dich nicht täuschen, Jiddisch ist eine eigene Sprache, mit eigener Struktur, Grammatik und es ist ein hartes Stück Arbeit, die Sprache richtig zu erlernen.

Jiddisch im Deutschen

Weißt Du, was die Wörter dufte, Zoff, schmusen und mies gemeinsam haben? Das sind alles Wörter, die eigentlich jiddisch sind und die im Laufe der Zeit auf verschiedenem Weg ins Deutsche gekommen sind. Heute weiß man das bei vielen Wörtern schon gar nicht mehr, bei anderen kann man es noch vermuten. Du findest hier einige dieser Wörter und Redewendungen mit der jiddischen Erklärung dazu.

Abzocken :

umgangssprachlich für „betrügen“, „abkassieren“, kommt von dem jiddischen Wort „zchocken“, das „scherzen“, „spielen“ bedeutet

Ausbaldowern :

umgangssprachlich für „auskundschaften“, kommt aus der Rotwelsch, einer mittelalterlichen „Gaunersprache“, ist von dem jiddischen Wort „Baal Dower“ abgeleitet, das heißt „Herr“, „Besitzer“

Ganove:

von dem jiddischen Wort „ganew, „Dieb“

Kaff:

umgangssprachlich für ein kleines Dort, kommt von dem hebräischen Buchstaben „Chaf“, als Abkürzung von „Kfar“, „Dorf.

Mischpoche :

umgangssprachlich für „Familie“, „Sippe“, vom jiddischen Wort „Mischpocho“, „Familie“, in hebräisch heißt Familie „Mischpacha“

Schmiere stehen :

Kommt von dem jiddischen Wort „schmiro“, „Wache“

Schmusen :

heißt auf jiddisch „reden“, „erzählen“

Zoff:

umgangssprachlich für „Ärger“, „Streit“, kommt eigentlich von dem jiddischen Wort „sof“, das „Ende“ heißt

Kennst Du den Ausdruck „jemandem zeigen, wo der Barthel den Most holt „? Diese Redewendung wird vor allem in Süddeutschland benutzt. Man kann meinen, dass Barthel der Bartholomäus ist, Most ist ein anderes Wort für Apfelwein. Aber was soll das heißen? Jemandem zeigen, wo der Bartholomäus den Apfelwein holt? Das macht doch keinen Sinn. Stimmt, die Redewendung kommt aus dem Jiddischen, Barthel steht für „Barsel“, das ist ein „Eisen“, oder auch „Brecheisen“, und Most kommt von „Moos”, und das heißt „Geld” auf Jiddisch. Hmm, das macht schon mehr Sinn, oder? Mit dem Brecheisen das Geld holen…

Einen anderen Ausdruck aus dem Jiddischen kennt jeder! Hast Du Dich schon einmal gewundert, warum man sich zu Sylvester eigentlich „einen guten Rutsch“ wünscht? Wegen dem Schnee? Nein! Das kommt von „einen guten Rosch“, also „einen guten Beginn“, denn auf Hebräisch und Jiddisch heißt das Neujahr „Rosch haSchanah“. Aus „Rosch“ wurde im Laufe der Zeit „Rutsch“ und so wünscht man sich heute „einen guten Rutsch“.

Zum Schluss noch ein kleines Rätsel, versuche herauszufinden, was hier in Geheimschrift auf die Tafel geschrieben wurde:

Das sind die Buchstaben des jiddischen Alphabets, die Dir dabei helfen:
א alef – a, o
בּ bet – b
ב wet – w
ג gimel – g
ד dalet – d
ה hej – h
ו waw – o, u
ז sain – s
ח chet – ch
ט tet – t
י jod – i, ej, aj
כ kaf, ך kaf-suffit – ch
ל lamed – l
מ mem, ם mem-suffit – m
נ nun, ן nun-suffit – n
ס samech – ss
ע ain – e
פ pej, pej-suffit – p
פֿ fej, ף fej-suffit – f
צ zadi, ץ zadi-suffit- z
ק kof – k
ר resch – r
שׁ schin – sch
שׂ sin – ss
ת tav – t

Es ist nur eine Frage der Übung, schau mal diese Kinder: